Noch pfeifen es die Spatzen von den Dächern
Viele Schwalben läuten den Sommer ein – und bringen Glück
Endlich – sie sind da.
Die ersten Schwalben sind im Landkreis Altötting eingetroffen. Sie finden sich jetzt in „ihrem“ Stall, unter „ihrem“ Torbogen oder an „ihrem“ Dachüberstand ein, um zu brüten. Wo Mehl- und Rauchschwalben sich niederlassen, ist der Siedlungsraum noch strukturreich.
Hier finden sie eine geeignete Hauswand mit rauem Putz oder einen Absatz auf einer Lampe im Stall für ihr Nest, hier finden sie genügend Baumaterial, um ihre Nester auszubessern, und hier ist genug Nahrung, um auch die hungrigen Mäuler ihre Jungen zu stopfen. Zudem finden sie hier Artgenossen, denn als Koloniebrüter fühlen sie sich nur in der Gruppe wohl. Laut Deutschem Volksmund sollen Schwalben die Höfe, unter deren Dächer sie brüten, vor Blitz, Hagel, Sturm und anderem Unheil schützen.
Nach ihrem langen Flug von Afrika quer über die Alpen zu uns benötigen die Kunstflieger jetzt viel Nahrung. Nicht nur während der Jungenaufzucht sind sie daher wahre „Insektenvernichter“, denn pro Jahr werden in einer Schwalbenfamilie rund 250.000 Insekten gefressen. Das entspricht ca. 1 kg an Fliegen, Mücken und Blattläusen.
Aber Rauch- und Mehlschwalben haben es bei uns zunehmend schwerer. Obwohl sie nach dem Bundesnaturschutzgesetzt gesetzlich geschützt und in manchen Gebieten noch zahlreich zu sehen sind, ist ihr Gesamtbestand in den letzten Jahren so stark gesunken, so dass sie auf der Vorwarnliste der Roten Liste in Bayern stehen. Faktoren für diese Entwicklung sind neben dem Mangel an Insekten, u. a. die unrechtmäßige Beseitigung von Nestern, Sanierungs- und Abrissarbeiten, die moderne Bauweise, die keinen Raum für Brutplätze zu lassen, aber auch die zunehmende Versiegelung des Umlandes, so dass offene Stellen wie Lehmpfützen und damit das natürliche Baumaterial fehlen.
Hilfe für Schwalben ist einfach Schwalben kehren jedes Jahr zu ihrem angestammten Brutplatz zurück. Das hat für sie viele Vorteile. Einer
der wichtigsten ist, dass sie ihr altes Nest wieder beziehen können. Ist ein Nest zerstört, müssen Mehlschwalben rund 2.000 einzelne Lehmklumpen aus Lehmpfützen in der Umgebung sammeln, um ein neues Nest zu bauen. Das kostet Energie und Zeit, die für die erfolgreiche Aufzucht ihres Nachwuchses fehlen kann. Hilfe aber auch rechtliches Gebot für Mehlschwalben bedeutet daher, die Nester keines Falls abzuschlagen. Mit Kunstnestern können Mehlschwalben, die an der Außenwand brüten, unterstützt werden. Gegen den Kot helfen kleine Kotbretter 50 cm unterhalb des Nestes.
Rauchschwalben brüten innerhalb von Gebäuden oder in Durchgängen in gebührenden Abstand zu ihren Nachbarn. Ein Problem für die sind Offenhaltungsställe. Hier finden sie nur selten geeignete Plätze auf kleinen Vorsprüngen für ihre Nester. Der LBV Landshut hat für diese Situation eine einfache und wirksame „Schwalbenbox“ entwickelt, um Rauchschwalben auch in diesen modernen Ställen einen Brutplatz in Bereichen anzubieten, die für den Landwirt unproblematisch sind.
Im Rahmen des Projektes „Noch pfeifen es die Spatzen von den Dächern“ unterstützt die untere Naturschutzbehörde die Schwalben im Landkreis Altötting, damit ihr Bestand nicht auf ein kritisches Maß absinkt. Im vergangenen Jahr wurde mit der Erfassung der Vorkommen von Rauch- und Mehlschwalben im Landkreis begonnen. Zudem werden künstliche Nisthilfen für Rauch- und Mehlschwalben angeboten.
Das Lebensumfeld von Schwalben ist komplex und Nisthilfen sind nur ein Aspekt. Kunstnester können jedoch dazu beitragen lokale Schwalbenkolonien zu stärken. Neuansiedlungen sind nicht unmöglich aber schwerer zu verwirklichen. Eine Voraussetzung ist, dass es eine aktive Kolonie in einem Umkreis von max. 100 m gibt.
Interessierte Personen können sich bei Dr. Dorothea Friemel im Landratsamt Altötting (Tel 08671 502763,
Email: Dorothea.Dr.Friemel@lra-aoe.de) wenden.
Quelle:
Dr. Friemel, Dorothea, Landratsamt-Altötting